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Somatoforme Störungen

Was können Anzeichen einer somatoformen Störung sein?

Menschen, die unter einer somatoformen Störung leiden, reagieren auf Stress, Druck und kritische Lebensereignisse mit körperlichen Symptomen. Beim Besuch mehrerer (Fach-) Ärzte kann keine eindeutige medizinische Ursache erkannt werden. Oft ist es schwer für die Betroffenen, dies zu akzeptieren.

Die körperlichen Beschwerden halten über eine längere Zeit an oder wechseln sich ab. Die Folge davon ist, dass sich die erkrankte Person ständig mit den Symptomen beschäftigt und einen „Ärztemarathon“ absolviert. Betroffene leiden sehr darunter.

Die Symptomatik von Personen mit somatoformen Störung zeigt sich vielfältig und bei jedem auf eine individuelle Art und Weise.

Welche Arten von somatoformen Störungen gibt es?

Bei einer somatoformen Störung liegen mehrere Beschwerden über 2 Jahre – oft mit wechselnder Symptomatik – vor. Typisch sind gastro-intestinale (Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall etc.), kardiovaskuläre (atemlos ohne Anstrengung, Brustschmerzen), urogenital (Probleme beim Wasserlassen, unangenehme Empfindungen im Genitalbereich), Haut- und Schmerzsymptome (Fleckigkeit der Haut, Gliederschmerzen, Taubheitsgefühle).

Die somatoforme autonome Funktionsstörung ist eine psychische Störung, die aufgrund der körperlichen Beschwerden eine organische Erkrankung vermuten lässt, für die jedoch keine körperlichen Ursachen zu finden sind. Sie ist durch eine erhöhte Erregung in den Symptombereichen, die auch bei der Somatisierungsstörung vorliegen, gekennzeichnet. Zusätzlich müssen mindestens zwei vegetative Symptome (z. B. Herzklopfen, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit, Hitzewallungen) vorliegen. Insgesamt tritt dieses Störungsbild am häufigsten auf.

Menschen, die sich beharrlich mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden, befassen, leiden häufig an einer hypochondrischen Störung. Auch die andauernde Beschäftigung mit körperlichen Phänomenen ist typisch für hypochondrische Personen. Hierbei interpretieren sie leichte Körperveränderungen oder -empfindungen als (lebens-)gefährlich oder Zeichen einer schweren Krankheit. Etwa 30% der Patienten einer Allgemeinarztpraxis leiden unter einer somatoformen Störung

Wie entstehen somatoforme Störungen?

Es gibt viele Ursachen, die zur Entstehung von somatoformen Störungen beitragen. Gewisse Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit zu erkranken: Genetische Aspekte, veränderte Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsprozesse sowie körperliche Veränderungen einer somatoformen Störung (wie z. B. nach Unfällen) begünstigen die Entstehung.

Belastende Ereignisse in der Kindheit (z. B. Vernachlässigung), Verlust einer geliebten Person, ein häufig erkranktes Elternteil oder zurückliegende traumatische Erlebnisse, können zusätzlich das Risiko einer somatoformen Störung erhöhen.

Nach dem Modell der „somatosensorischen Verstärkung“ führt eine Fokussierung auf körperliche Vorgänge zu einer verstärkten Wahrnehmung von Körperempfindungen. Dabei fehlinterpretieren Betroffene diese als Zeichen einer schweren Krankheit (z. B. bei Herzklopfen nach dem Treppensteigen: „Ich könnte einen Herzfehler haben“) und katastrophisieren (das Schlimmste wird vermutet) so ihre gesunden Körperempfindungen. Dies wiederum führt zu einem Ausstoß von Stresshormonen und damit einhergehende physiologische Veränderungen (z. B. noch stärkeres Herzklopfen). Die betroffene Person richtet die Aufmerksamkeit erneut auf diese stärker werdenden körperlichen Empfindungen; ein Teufelskreis entsteht.

Hinzu kommt ein unrealistischer Gesundheitsbegriff: Ein gesunder Körper dürfe z. B. keine Beschwerden haben und auch ein Arzt müsse immer sofort die Ursache erkennen. Manche Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Stattdessen drückt sich z. B. ihre „Wut im Bauch“ in Form von Bauchkrämpfen aus.

Wie wird die Symptomatik aufrechterhalten?

Menschen mit einer somatoformen Störung haben eine oftmals verzerrte Wahrnehmung und Interpretation von körperlichen Empfindungen und erleben diese als bedrohlich. Darauf folgt eine erhöhte Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper und eine physiologische Erregung. Die Symptomatik wird verstärkt und die betroffene Person sieht sich wiederum im Erleben, eine bedrohliche Krankheit zu haben, bestätigt. Dieser „Teufelskreis“ trägt dazu bei, dass eine andauernde Beschäftigung mit der Thematik beibehalten wird.

Ein Versuch mit den „Krankheitsanzeichen“ umzugehen, ist das „Checking“ des eigenen Körpers (Kontrollen), übermäßig viele Sorgen über die Gesundheit, häufige Arztbesuche („Doctor-Shopping“), Medikamenteneinnahme und Schonung des Körpers. Dies hält die Symptomatik aufrecht. Das Kontrollverhalten sorgt zunächst für Erleichterung („Wenn der Arzt sagt, dass der Hautausschlag ungefährlich ist, dann bin ich beruhigt“), schafft aber längerfristig eine Chronifizierung der Problematik.

Aufmerksamkeit durch andere, die einen unterstützen möchten, kann unter Umständen ein positiver Nebeneffekt sein, der ebenfalls zur Aufrechterhaltung beitragen kann.

Was für Therapiemöglichkeiten gibt es?

Eine somatoforme Störung ist mit Hilfe von verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gut therapierbar. Die Wirksamkeit von Psychotherapie ist wissenschaftlich bestätigt.

In der Verhaltenstherapie gibt es z. B. die kognitive Therapie, in der es um die Bearbeitung von ungünstigen Gedankenmustern und ein Hinterfragen von automatisch auftretenden Gedanken geht. Die Bewertung und Interpretation von bestimmten Situationen und Reizen, die zur Aufrechterhaltung der jeweiligen Symptomatik beitragen, wird hierbei verändert.

Die körperliche Symptomatik wird ernst genommen und nicht als „Einbildung“ abgetan. Es erfolgt eine genaue Analyse vom Erstauftreten der Umstände sowie eine gemeinsame Erkundung der Symptomatik. Erst in einem zweiten Schritt werden mögliche Verbindungen zu psychischen Faktoren wie Stress exploriert.

Besonders wichtig für eine dauerhafte Verbesserung sind das Erlernen eines gesunden Umganges mit dem Körper, eine angemessene Interpretation von körperlichen Empfindungen und ein realistisches Gesundheitskonzept.

Auch der langsame Abbau von Schon- und Kontrollverhalten sowie Rückversicherungsverhalten und die Reduzierung von Arztbesuchen werden in der Therapie angestrebt.

Neben der Therapie können auch Entspannungsverfahren, soziale Kompetenztrainings und das Aneignen von Bewältigungsstrategien eine Verbesserung erzielen.